Paris 1900. Die Welthauptstadt Paris schwelgt im Fin de siècle. Lebemänner, Abenteurer, Kurtisanen, Spiritisten und Anarchisten treiben ihr dekadentes Wesen in der Stadt. Die seltsamste unter diesen bunten Gestalten ist Oliver Haddo, ein zwielichtiger Magier. Düster erscheint er und vermag doch alle Frauen zu faszinieren. In einem Restaurant begegnet er der schönen Margaret Dauncey und ihrem Verlobten, dem Arzt Arthur Burdin. Sogleich beginnt sich Margaret in den geheimnisvollen Fremden zu verlieben. Ihr Verlobter aber gibt nicht auf und versucht Margaret zurückzugewinnen. Es beginnt ein Kampf zwischen der Kunst und dem praktischen Leben, es geht um Treue und Verrat, also um Literatur.
W. Somerset Maugham bezeichnete gern den großen Verführer und Okkultisten Aleister Crowley als Vorbild für Oliver Haddo. Allerdings wird man in ihm auch Züge eines anderen Helden der vorletzten Jahrhundertwende erkennen: "Der Magier" ist eine versteckte Huldigung an Oscar Wilde und dessen "Bildnis des Dorian Gray". Wie der Dichter der "Salome" feiert Maugham insgeheim die "Liebe, die sich nicht bekennen darf!" und für die Wilde ins Gefängnis gesteckt wurde.
DER AUTOR
William Somerset Maugham (1874-1965) gehört zu den großen britischen Erzählern des 20. Jahrhunderts. Er wurde in Paris geboren, wuchs als verwaister 10jähriger Junge in England auf, studierte Medizin und fand nach einer religiösen Krise zum Schreiben. In Romanen wie "Der Menschen Hörigkeit" (1915) und "Auf Messers Schneide" (1944) hat er diesen Weg verschlüsselt nachgezeichnet. Auf ausgedehnten Reisen lernte er das britische Kolonialreich kennen, für das er zeitweise als Geheimagent tätig war. Viele seiner Erzählungen spielen in Südostasien und schildern das englische Leben in der Fremde. Bei aller Abenteuerlust sind sie doch so gründlich recherchiert, dass ihn V.S. Naipaul als "letzten realistischen Schriftsteller" bezeichnen konnte.
Romane: Historische Romane, 360 g, Festeinband, Süddeutsche Zeitung Bibliothek, München, 2004, 267 Seiten, mit Schutzumschlag
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