Deutschland
Morgensonne lächelt auf mein Land,
Wälder grünen her in dunklem Schweigen.
Jedem Schatten bin ich nah verwandt,
jedes Leuchten nimmt mich ganz zu eigen.
Land, mein Land, wie leb ich tief aus dir!
Löst sich doch kein Hauch von diesen Lungen,
den du nicht vorher und jetzt und hier
erst mit deinem Hauche hast durchdrungen.
Deine Berge ragen in mir auf,
deine Täler sind in mich gebettet,
deiner Ströme, deiner Bäche Lauf
ist an alle Adern mir gekettet.
Steht kein Baum auf deiner weiten Flur,
der nicht Heimat wiegt mit allen Zweigen,
und in jedem Winde läuft die Spur
einer Liebe, der sich alle neigen.
Karl Bröger
Wenn eine kurze Darstellung ein Bild von Deutschland aufzuzeichnen versucht, so wird sie es doch niemals erschöpfend schildern können. Die Fülle der landschaftlichen Eindrücke ist gerade in dem Stück Mitteleuropa, das Deutschland heißt, so groß, daß Worte und Bilder sie nicht zu umreißen vermögen. Worte und Bilder greifen nur Beispiele heraus und malen die Stimmung einer Landschaft, die stellvertretend dasteht für viele ähnliche. Wenn vom Weinbau an Rhein und Mosel die Rede ist, dann mag der kenntnisreiche Genießer mit stiller Freude auch an den guten Tropfen Pfälzerwein denken. Ein Bergesgipfel ist Gleichnis für manche andere aus der stolzen Schar der Schrofen und Zacken, ein Wiesengrund und murmelnder Bach für alle, die ihm gleichen.
Noch weniger lassen sich jene Orte in einer Aufzählung aneinanderreihen, in denen Bedeutsames erbaut oder geschehen ist. Daran ist Deutschland so reich, daß hier wiederum von der romantischen Idylle bis zur hochmodernen Arbeitsburg der Pulsschlag vieler Zeiten seinen Ausdruck fand. Mit dem Namen jedes freundlichen Städtchens soll der Gedanke an alle die nicht genannten, ebenso reizenden auf blitzen. Jedes Beispiel der gewaltigen Industriebauten, ob sie im Ruhrgebiet oder am Main errichtet wurden, zeugt für den Aufbauwillen und die Intensität des industriellen Schaffens überall in Süd und Nord.
Von den großen deutschen Gebieten im Osten unseres Landes kann die junge Generation nur indirekt erfahren. Berichte und Bilder müssen die Anschauung ersetzen und helfen, die enge Verflechtung zu schildern, die auf allen Geistesgebieten und in der nahen Verwandtschaft der Stämme und Familien bestanden hat, so daß ein Blutstrom alle Adern Deutschlands durchfloß. Sitten und Gebräuche, Traditionen und Kenntnisse leben in den Menschen fort, die nun als Nachbarn uns nahe sind und ihre Art hier aufs neue bewähren.
Wer lange an einem Platz lebt oder wer gar an der Stätte seiner Kinderjahre wohnen bleibt, empfindet sie als Heimat, die ihm ohne Nachdenken und verstandesmäßiges Abschätzen vertraut und zugehörig ist. Da kann es leicht geschehen, daß erst ein Gast aus anderen Ländern durch seine Freude und seine Bewunderung dem Einheimischen die Augen öffnet für seine tägliche Umgebung. Und oft auch sieht, wer selber aus fremdem Lande heimkehrt, plötzlich die gewohnten Dinge mit anderen, neuen Augen. So wird die Urteilskraft geschult am Vergleichen, es wird zum Heimatgefühl die Erkenntnis gefügt. So werden die vielen Tatsachen aus Vergangenheit und Gegenwart, die der aufgeschlossene Mensch allmählich zusammenträgt, das Bild seiner eigenen Stadt oder Landschaft immer farbiger aufleuchten lassen. So werden die Zusammenhänge mit anderen Landesteilen und mit früheren Epochen, die in Geschichte und Kunst jeder Gegend aufzuspüren sind, manches in der heute erlebten Gegenwart erklären und verständlich machen.
Nicht nur in seiner Schönheit soll Deutschland in den Seiten dieses Buches erscheinen, sondern in seiner Wirklichkeit, seinen Werktagen wie seinen Feiertagen.
Es möchte dem Leser zurufen: erlebe und erkenne dein Land, um es immer tiefer zu lieben!
Leineneinband
Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH Köln | 1964 | deutsch
Buch: Einband an den Rändern leicht angestoßen, verschmutzt
ein paar Seiten am Rand verknickt
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Versandmaße:
180 x 265 x 30 mm (BxHxT)820
Verschiedene KünstlerInnen, Leineneinband
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